Aktuelles

Prökuls hat wieder seinen Abendmahlskelch

Am Sonntag, den 5. Oktober 2025 fand in der Evang. Luth. Kirche in Prökuls der Erntedankgottesdienst statt, in dem die feierliche Übergabe des Abendmahlkelchs stattfand. Der Festgottesdienst wurde in litauischer- und deutscher Sprache vom Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Litauen Dr. h.c. Mindaugas Sabutis und dem Pfarrer der Evang. Luth. Kirchengemeinde Prökuls, Neilas Cijunskas gehalten. Vor Beginn des Gottesdienstes um 11 Uhr wurde der Abendmahlskelch zum alten Kirchplatz mit 81 Glockenschlägen getragen und dort am Altar von Linus Skwirblies dem Landesbischof übergeben, der diesen dann an den Pfarrer der Gemeinde übergab. Die 81 Glockenschläge sollten symbolisieren, dass der Kelch nach 81 Jahren wieder zur Prökulser Kirche zurückgekehrt ist. Danach ging es in die überfüllte Kirche zum Gottesdienst der u.a. vom Kirchenchor mitgestaltet wurde. Uwe Jurgsties berichtete über den langen Weg des Kelches und nach dem ausgeteilten Abendmahl aus dem übergebenen Kelch bedankte sich der Landesbischof für die Rückgabe. Der Landrat des Kreises Memel, Herr Bronius Markauskas, dankte in seiner Rede der AdM und deren Vertreter sowie der evangelischen Kirchengemeinde für die Pflege des kulturellen Erbes und jahrzehntelange Partnerschaft und Unterstützung der in der Heimat verbliebenen Landsleute. Danach waren alle Gottesdienstbesucher zu Kaffee und Kuchen im Gemeindesaal eingeladen. U.J.

Linus Skwirblies übergibt den Abendmahlkelch an den Landesbischof

vorne von rechts nach links: Landesbischof Sabutis, Linus Skwirblies, Pfarrer Cijunskas, Uwe Jurgsties, Landrat Markauskas

Uwe Jurgsties bei der Ansprache mit Linus Skwirblies

Der Prökulser Abendmahlskelch aus dem Jahr 1853/1854

Der Prökulser Pfarrer Martin Wannags flüchtete im Oktober 1944 Richtung Westen und kam über die Niederlausitz nach Schleswig-Holstein. In seinem Gepäck hatte er den Prökulser Abendmahlskelch. Zeit seines Lebens hegte er die Hoffnung, eines Tages nach Prökuls zurückzukehren und den Kelch wieder an seinen Platz in seiner alten Kirche stellen zu können.

Das war ihm nicht vergönnt, denn er starb am 26. Juli 1963 in Trittau in Schleswig-Holstein. Seine Witwe übergab damals den Kelch dem Trittauer Pfarrer Krausen mit der Bitte, den Kelch gemäß dem Wunsch ihres Mannes an eine österreichische Diaspora-Gemeinde zu geben.

So kam der Kelch als Gabe des schleswig-holsteinischen Gustav-Adolf-Werkes nach Lienz in Tirol.

Durch einen Bericht im Evangelischen Pressedienst erfuhren einige gebürtige Memelländer davon,. darunter der ehemalige Vorsitzende der Lübecker Memellandgruppe, Herr Lankowsky.

Man ärgerte sich gewaltig über den Bericht, denn darin schrieb man von einem Kelch aus einer „litauischen Gemeinde“ und Martin Wannags bezeichnete man als „litauischen Landpfarrer“.

Etliche Leserbriefe verlangten eine Berichtigung, dass es sich um eine memelländische Gemeinde und deren memelländischen Pfarrer handelt.

Die ehemaligen Prökulser Gemeindemitglieder freuten sich, dass der Kelch von ihrem Pfarrer Wannags gerettet wurde, fragten sich aber auch, mit welchem Recht er der Lienzer Pfarrgemeinde übergeben wurde.

Heinrich A. Kurschat, damals Redakteur unserer Heimatzeitung Memeler Dampfboot, nahm mit dem Trittauer Pfarrer Krausen Kontakt auf und einigte sich darauf, der Pfarrgemeinde Lienz für die Rückgabe des Kelches eine Entschädigung zu zahlen. Durch Spenden der Memelländer kamen schnell über 1.000,00 DM zusammen, die man den Lienzern übergab.

1966 kehrte der Kelch zurück und kam zunächst in die Memel-Sammlung des Reiss-Museums in der Patenstadt Mannheim.

Nach Auflösung der Memel-Ecke im Museum kam der Kelch in die Obhut der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise (AdM). Im November 2003 hat die AdM den Kelch als Leihgabe dem „Ostpreußischen Landesmuseum in Lüneburg übergeben. Nachdem die AdM ihr gesamtes Archiv im Oktober 2011 an die Simonaitytes Bibliothek in Klaipeda/Memel übergeben hatte, wurde vom Bundesvorstand der AdM beschlossen, die in Lüneburg befindlichen Leihgaben auch nach Klaipeda zu holen, damit sich alles an einem Ort befindet.

So kamen im April 2017 die sich in Lüneburg befindlichen Schützenketten und der Abendmahlskelch zurück in die Heimat der Memelländer.

Auf Wunsch der früheren und heutigen Bewohner und Gemeindemitgliedern von Prökuls hat der Bundesvorstand am 12. August 2025 beschlossen, den Abendmahlskelch an die evangelische Kirchengemeinde in Prökuls zurückzugeben.

Heute darf ich nun den Abendmahlskelch in die Obhut der evang. Kirchengemeinde in Prökuls übergeben.

 

 

Dankesworte des Landesbischofs Dr. Sabutis

Aus dem Kelch, den Sie aufbewahrt haben und nun wieder der Gemeinde Prökuls schenken, haben Tausende von Menschen getrunken. Viele von ihnen waren arm, viele hatten ein sehr schweres Leben, und alle waren von Sünden und verschiedenen Gebrechen geplagt. Doch gerade in den Worten Christi, in seinem Leib und Blut fanden viele Trost. Und selbst in den schwersten Zeiten, selbst als sie ihre Angehörigen sterben sahen und begraben mussten, als sie aus ihren Häusern vertrieben wurden, als sie sahen, wie ihr Leben zerstört wurde – fanden sie wahren Trost in Christus. Ich selbst habe viele ältere lutherische Gläubige aus Ostpreußen, aus Memelland, getroffen, die den Krieg und die Nachkriegszeit überlebt hatten und Gott für ihr Leben dankbar waren, dafür, dass der Herr ihnen in schwierigen Zeiten geholfen hatte. Viele von ihnen hatten viel mehr Hoffnung als ich, der ich nicht einmal einen Bruchteil ihrer Leidens erlebt habe.

Die Menschen, die vor achtzig oder hundertsiebzig Jahren hier gebetet haben, sind nicht weit weg. Sie feiern dasselbe Fest des Lammes unseren Herrn. Ihre Tränen sind getrocknet, sie werden nicht mehr von Schmerz, Verlust und Sünde gequält. Wir sind jedoch noch auf der Wanderung. Aber sowohl sie dort als auch wir hier sind, wie Jesus sagt, reich in den Augen Gottes. Denn in Christus sind wir Kinder Gottes, Erben seines Reiches.



Übergabe des AdM Archivs an die Simonaitytes Bibliothek am 1.Oktober 2025

Die AdM hat sich seit deren Gründung 1948 bemüht materielles und geistiges Vermögen, das die Besitzer trotz Flucht und Vertreibung über Zeit und Raum und unter schwierigsten Umständen retten und bewahren konnten, zu sammeln und aufzubewahren.

Hieraus entstand das Archiv der AdM, das im Laufe von 63 Jahren mehrmals den Standort und somit auch die Betreuer wechselte.

Bereits 1945 hat die Gründerin der AdM, Frau Janzen-Rock, damit begonnen, Anschriften der Memelländer zu sammeln und legte den Grundstock für die Kartei mit den Personendaten aus allen Ortschaften des Memellandes.

Hinzu kamen und kommen immer noch Neuzugänge jeglicher Art, wovon Sie sich beim Besuch des Archivs überzeugen können.

Von Hamburg ging das Archiv nach Flensburg und von dort über Hildesheim, Mainz, Cloppenburg und Oldenburg bis es am 5. Oktober 2011 mit einem vom damaligen und leider schon verstorbenen Direktor Siksnelis unterzeichneten Vertrag als Dauerleihgabe übergeben wurde.

Vorausgegangen war im Dezember 2010 ein Besuch von mir und meiner Stellvertreterin Frau Gogolka beim damaligen Bürgermeister Taraskevicius, der uns den Kontakt zur Simonaitytes Bibliothek vermittelte.

Es war die richtige Entscheidung das Archiv im Jahr 2011 nach Memel/Klaipeda zu verlegen, was die Besucherzahlen belegen. So möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Mitarbeiterinnen für die hervorragende Arbeit, die u.a. der Aufarbeitung der Geschichte beiträgt, ganz herzlich bedanken.

Die heutige Feier zum 75-jährigen Jubiläum der Simonaitytes Bibliothek ist für uns der richtige Zeitpunkt, den Beschluß des Vertretertags der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise vom 12. August 2025 umzusetzen und die Dauerleihgabe unseres AdM-Archivs am heutigen 1. Oktober 2025 der Bibliothek als Schenkung zu übergeben.

Uwe Jurgsties

Uwe Jurgsties, Direktorin Frau Dr. Laura Simkevice, Übersetzerin Arina Jackute

Unterzeichnung der Schenkungsurkunde

 

Austausch der Schenkungsurkunde

Rede der Direktorin Dr. Laura Simkevice

Liebe Gäste, Kollegen,

heute feiern wir das Jubiläum der Bibliothek mit einem besonderen Geschenk – dem AdM-Archiv. Wir schätzen die Zusammenarbeit mit dem AdM-Verein, die 2011 begann, als die Bibliothek vom verstorbenen J. Šikšnelis geleitet wurde, und die bis heute erfolgreich fortgesetzt wird, besonders. Auf der Grundlage dieser Partnerschaft haben wir bereits 15 Ausstellungen vorbereitet, mehrere Publikationen herausgegeben und viele andere bedeutende Arbeiten durchgeführt.

Erfreulich ist auch das Interesse der Öffentlichkeit am Archiv – seine Nutzung nimmt nicht ab. Das Archiv ist besonders wichtig für die Erstellung von Büchern unter Verwendung verschiedener Quellen und Bildmaterialien. Es wird regelmäßig von Studenten, Wissenschaftlern, Lehrern, Schülern, Journalisten, Buchforschern, Verlegern, Historikern und anderen genutzt. Dokumente oder Fotos aus dem Archiv der AdM finden sich in fast jedem Buch über die Region Klaipėda. Auch Ausstellungen kommen ohne sie nicht aus. Im Jahr 2024, dem Jahr der Leuchttürme, schmückte sich das Symbol von Klaipėda, „Meridianas“, mit Segeln mit dem Bild des Weißen Leuchtturms aus dem Archiv der AdM. Wenn Sie den Stollen besuchen, der der Wiederaufbau der St.-Johannes-Kirche gewidmet ist, finden Sie dort ebenfalls Fotos aus diesem Archiv.

Eine besondere Besuchergruppe sind die Nachkommen der Memeländer, die meist aus Deutschland kommen. Sie sind ständig auf der Suche nach ihren Wurzeln, den Spuren ihrer Vorfahren. Allerdings sind es nicht viele, und es ist beunruhigend, dass das Desinteresse an der eigenen Vergangenheit dazu führt, dass die Erinnerung langsam verblasst.

Eine Bibliothek ist nicht nur ein Ort für Bücher. Sie ist auch ein Ort der Erinnerung, an dem das Erbe aufbewahrt wird, das hierher gekommen ist oder, sozusagen, in seine wahre Heimat zurückgekehrt ist. Wir glauben, dass die in den Archivdokumenten, den Gegenständen und Fotos der Menschen aus der Region Klaipėda verewigten Erinnerungen für immer weiterleben werden – denn auch sie haben hier, in diesem Haus, ihren Platz gefunden.

Rede von Jurga Bardauskiene

Liebe Gäste, Kollegen,

Heute erhält unsere Jubilarin – die Bibliothek – ein besonderes Geschenk: das Archiv der AdM. Tatsächlich ist dieses Geschenk schon seit langem „ausgemessen“ – wir freuen uns seit fast 14 Jahren darüber. Sein Wert hat jedoch keineswegs abgenommen, im Gegenteil – vor dem Hintergrund der heutigen kulturellen Entwertung gewinnt es sogar noch an Bedeutung.

Es geht hier nicht um Zahlen, sondern um die Bewahrung der Erinnerung, die nicht nur ein Orientierungspunkt für die Werte des Menschen, sondern auch die Grundlage für die Existenz des Staates ist.

Da wir es kaum erwarten können, dieses Geschenk offiziell entgegenzunehmen, lade ich den Vorsitzenden der AdM-Gesellschaft, Uwe Jurgsties, und die Direktorin der öffentlichen Bibliothek Ieva Simonaitytė in Klaipėda, Dr. Laura Šimkevičė, ein, das Protokoll über die Übergabe des AdM-Archivs zu unterzeichnen.

***

Als das AdM-Archiv 2011 an die Bibliothek übergeben wurde, konnten wir nur vermuten, welche historischen „Schätze” es darin gab. In den 14 Jahren, in denen wir das Archiv verwaltet haben, haben wir gemeinsam gelernt, studiert und beim Lesen der Erinnerungen die Ereignisse nacherlebt, die für die Menschen dieser Region besonders schmerzhaft waren. Tatsächlich haben wir eine große emotionale Belastung erlebt, die wir uns nicht einmal vorstellen konnten.

Mit dieser Ausstellung möchten wir diese Emotionen mit Ihnen teilen. Es ist eine bewegende Geschichte über einen der schmerzhaftesten Momente im Leben der Menschen in der Region Klaipėda – den Verlust ihrer Heimat, den Abschied und die Sehnsucht. Sie erzählt von der Zwangsdeportation während des Zweiten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren sowie von den vertriebenen Einwohnern und ihrem erhaltenen Erbe.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1944, als die Front näher rückte, wurden etwa 130.000 Einwohner aus der Region Klaipėda evakuiert. Viele von ihnen gelangten nach einer langen, beschwerlichen und oft gefährlichen Reise nach Westdeutschland, von wo aus sie nie mehr in ihre Heimat zurückkehrten. Zeugen dieser Geschichte sind Fotos, Erinnerungen, Briefe, Dokumente und alte Gegenstände.

In mehr als sieben Jahrzehnten hat sich das Archiv der AdM zu einem einzigartigen Kultur- und Geschichtsschatz entwickelt – es umfasst über 2000 Bücher, etwa 400 Ordner und Dokumente zu verschiedenen Themen, über 700 Originalpostkarten und eine besondere Fotosammlung mit etwa 2000 Bildern, von denen die ältesten aus dem Jahr 1864 stammen. Zu den Schätzen zählen auch Karten und Gemälde aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, deren Autoren berühmte Künstler wie Hans Kallmeyer, Gustav Boese, Max Pechstein und andere sind.

In der Ausstellung werden persönliche Gegenstände und Dokumente von Einwohnern Klaipėdos sowie Frauenkleidung gezeigt. Ein besonderer Platz ist den Insignien der Memel Schützen-Gilde und dem Kommunionkelch der evangelisch-lutherischen Kirche in Priekulė(Prökuls) gewidmet. Letzterer wird bald der Kirche übergeben, daher wird er in dieser Ausstellung zum letzten Mal gezeigt. Letztere wird in Kürze an die Kirche übergeben, daher wird sie in dieser Ausstellung zum letzten Mal gezeigt.

Diese von den Bewohnern der Region Klaipėda gesammelten Gegenstände wurden unter besonders schwierigen Bedingungen gerettet, als man vor dem Krieg fliehen und sich um Familie und Kinder kümmern musste und bei weitem nicht alles mitnehmen konnte.

Naja, wie die Ketten des letzten Königs der Schützengilde, Erich Kopp, die seine Frau beim Verlassen von Klaipėda retten konnte, vielleicht indem sie auf etwas so Wichtiges wie einen Laib Brot verzichtete…

Deshalb gewinnen diese Gegenstände noch mehr an Wert und symbolisieren die unstillbare Sehnsucht nach der Heimat.

Ich möchte unseren Partnern, der AdM-Gesellschaft, für die langjährige und nachhaltige Partnerschaft sowie die umfassende Unterstützung danken.

Neben den offiziell genannten Organisatoren der Ausstellung (Jurga Bardauskienė, Daiva Nakrošienė, Evelina Kiupelytė) möchte ich auch dem gesamten Team danken, das auf die eine oder andere Weise zu dieser Veranstaltung beigetragen hat:

Arina, Rūta, Danguolė, Rasa, Simonas, Ainius, Sigitas, Darius, Marius

P.S. Die QR-Codes in der Ausstellung führen Sie nicht nur zu einer detaillierten Beschreibung der Objekte, sondern auch zu einer Audio-Erzählung, die auf den Erinnerungen der Menschen aus der Region Klaipėda und natürlich (wie könnte es anders sein) KI basiert. Sie müssen nur auf Ihren Mobilgeräten auf den Link zum Audiotrack klicken.

Alle Texte sind auch ins Deutsche übersetzt.

 

Erläuterung zur Ausstellung

Abschiede und Rückkehr… AdM-Archiv

Diese Ausstellung ist eine bewegende Geschichte über einen der schmerzlichsten Momente im Leben der Menschen des Memellandes – den Verlust der Heimat, den Abschied und die Sehnsucht. Sie erzählt von der gewaltsamen Vertreibung während des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsjahre, aber auch von den ausgewanderten Bewohnern und ihrem bewahrten Erbe.

Seit 1948 hat der Verein „Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise“ ein Archiv aufgebaut, das kurz AdM-Archiv genannt wird. Dieses kehrte 2011 nach Klaipėda zurück und wurde am 1. Oktober 2025 der Öffentlichen – Ieva – Simonaitytė – Kreisbibliothek Klaipėda übergeben.

In der zweiten Hälfte des Jahres 1944, als die Front näher rückte, wurden etwa 130.000 Einwohner aus dem Memelland evakuiert. Viele von ihnen führte der lange, mühsame und oft gefährliche Weg nach Westdeutschland, von wo aus sie nie wieder in ihre Heimat zurückkehrten. Fotos, Erinnerungen, Briefe, Dokumente und alte Gegenstände sind zu Zeugen dieser Geschichte geworden.

Im Laufe von mehr als sieben Jahrzehnten wurde das AdM-Archiv zu einem einzigartigen Speicher von Kultur und Geschichte – es umfasst über 2000 Bücher, rund 400 thematische Ordner und Dokumente, mehr als 700 originale Postkarten sowie eine besondere Fotosammlung mit etwa 2000 Aufnahmen, von denen die ältesten aus dem Jahr 1864 stammen. Zu den wertvollen Stücken gehören außerdem Karten und Gemälde aus dem 17.–19. Jahrhundert von bekannten Künstlern wie Hans Kallmeyer, Gustav Boese, Max Pechstein und anderen.

In der Ausstellung werden persönliche Gegenstände und Dokumente der Bewohner von Klaipėda sowie Frauenkleidung präsentiert. Einen besonderen Platz nehmen die Insignien der Memeler Schützengilde und der Kommunionkelch der evangelisch-lutherischen Kirche in Prökuls ein. Letzterer wird bald wieder an die Kirche zurückgegeben und ist daher in dieser Ausstellung zum letzten Mal zu sehen.

Diese von den Bewohnern des Memellandes zusammengetragenen Gegenstände wurden unter besonders schwierigen Bedingungen gerettet – in Zeiten der Flucht vor dem Krieg, der Sorge um Familie und Kinder, als man bei weitem nicht alles mitnehmen konnte. Daher gewinnen sie heute umso mehr an Wert und verkörpern gleichsam die unstillbare Sehnsucht nach der Heimat.

Die Ausstellung ist vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember 2025 geöffnet.

Veranstalter der Ausstellung: Jurga Bardauskienė, Daiva Nakrošienė, Evelina Kiupelytė

Ausstellung „Abschiede und Rückkehr“ in Memel

Am 01. Oktober 2025 wurde im 3. Stock der Simonaitytes Bibliothek in der H. Manto g. 25 die Ausstellung „Abschiede und Rückkehr“ eröffnet, die noch bis zum 31. Dezember 2025 zu sehen ist. Es ist eine spannende Geschichte über das Schicksal der Menschen in der Memel/Klaipeda-Region. Die Ausstellung erzählt vom Zwangsexil im Zweiten Weltkrieg und den Nachkriegsjahren von denen, die ihre Heimat verlassen mussten. 

Übergabe des ADM-Archivs

Am 1. Oktober begeht die Bibliothek auch ihr 75-jähriges Bestehen.
Der Ablauf des Tages:
12:00 Uhr Festliche Geburtstagstorte, Grußwort/Ansprache der Bibliotheksdirektorin Frau Dr. Laura Simkevice,
musikalisches Programm. 
13:00 Uhr Übergabezeremonie des Archivs der AdM und Eröffnung der Ausstellung „Abschiede und Rückkehr“
im dritten Stock.

Deutsch-Kurs in Memel

Durch den Deutschen Kulturverein Memel wird in diesem Jahr wieder ein „Deutsch-Kurs“ dank der Unterstützung der Stiftung „Deutsche-Sprache“ stattfinden, der kostenlos ist. Der Kurs findet jeden Mittwoch (ab 03.09.2025 bis Juni 2026) um 15:45 Uhr statt und dauert 90 Minuten. Interessierte melden sich bitte bei Heiko Kreßin, Tel. 0037 067552084.

Wiedersehen nach 74 Jahren

Bei strahlendem Wetter fand am Samstag, den 02.08.2025 das 1. Memelländer Picknick in Klischen statt. Wie in den 40iger und 50iger Jahren trafen sich alte und neue Memelländer auf einem Bauernhof, um gemeinsam zu beten, zu feiern und zu singen. Anna Gelszus war so freundlich uns auf ihren wunderschön gelegenen Hof einzuladen. Nach einer kurzen Andacht – dankenswerter Weise von Pfarrer Mindaugas Zilinskis gehalten – und dem gemeinsamen „Vater unser“ wurde ausgiebig für das leibliche Wohl gesorgt. Die Sänger des DKV Memel erfreuten mit deutschen Volksliedern und natürlich mit der Hymne Ostpreußens “ Land der dunklen Wälder“. In den folgenden Gesprächen stellten wir fest, dass unsere Gastgeberin Anna und unsere Martha Maria Skwirblies aus Prökuls (heute in Memel wohnend) in einer Konfirmandengruppe waren und am selben Tag, am 12.8. 1951 durch Pfarrer Baltris konfirmiert wurden. Heute, nach 74 Jahren, trafen sich die beiden wieder, obwohl sie nur wenige Kilometer getrennt von Memel und Klischen wohnen. Vielen Dank allen, die für das Gelingen dieses Picknicks sorgten.

Anna Gelszus und Martha Skwirblies       

Anna Gelszus und Martha Skwirblies

Vertretertag am 12.08.2025 in Fürstenau

Vorne links

Wolfgang Lessau (Vertreter der Einzelmitglieder), Linus Skwirblies (stellv. Kreisvertreter Memel Stadt+Land), Margit Jurgsties (Kassenleiterin), Karin Gogolka (stellv. Bundesvorsitzende),

hintere Reihe von links: Heiko Kreßin (Vorsitzender des Deutschen Kulturvereins Memel), Uwe Jurgsties (Bundesvorsitzender der AdM), Volker Kittel (Vertreter der Einzelmitglieder und Verwalter der AdM Homepage), Gerlinda Stunguriene (2.stellv. Bundesvorsitzende), Gerhard Schikschnus (Kreisvertreter Heydekrug und Pogegen).

Es fehlen: Hans-Jürgen Müller (stellv. Kreisvertreter Heydekrug+Pogegen), Manfred Kruckis (Kassenprüfer), Ingrid Schröder (1. Vors. Memellandgruppe Köln)

75 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen

In diesem Jahr begehen wir gemeinsam das 75. Jubiläum unserer Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Die Unterzeichnung dieses „Grundgesetzes“ der Vertriebenen am 5. August 1950 in Bad Cannstatt und die öffentlichkeitswirksame Verkündung am Folgetag in Stuttgart vor den Ruinen des Neuen Schlosses.

Zu den Unterzeichnern der Charta gehörte u.a. auch der Gründer der AdM Dr. Ottomar Schreiber, der im Oktober 1948 die Landsmannschaft Ostpreußen gründete und deren erster Sprecher war.

Um dies angemessen zu würdigen, wird der Bund der Vertriebenen seine zentrale Auftaktveranstaltung zum Tag der Heimat in diesem Jahr am Jubiläumstag sowie am historischen Ort durchführen mit einem Festakt

75 Jahre Charta der deutschen Heimatvertriebenen“

Tag der Heimat 2025

am Dienstag, den 5. August 2025, 13:00 bis 17:00 Uhr

im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart, Schlossplatz 4.

Die Teilnahme am Festakt im Weißen Saal im Neuen Schloss ist nur mit Einlasskarten möglich. Diese sind zu bestellen beim Bund der Vertriebenen, Godesberger Allee 72-74, 53175 Bonn, oder per Mail: info@bdvbund.de .

Bereits um 10:00 Uhr findet eine Kranzniederlegung am Vertriebenendenkmal im Kurpark Bad Cannstatt statt.

Zur Festveranstaltung um 13:00 Uhr hält Bundeskanzler Friedrich Merz die Festrede.

 

 

 

Charta der deutschen Heimatvertriebenen

Im Bewußtsein ihrer Verantwortung vor Gott und den Menschen, im Bewußtsein ihrer Zugehörigkeit zum christlich-abendländischen Kulturkreis, im Bewußtsein ihres deutschen Volkstums und in der Erkenntnis der gemeinsamen Aufgabe aller europäischen Völker, haben die erwählten Vertreter von Millionen Heimatvertriebenen nach reiflicher Überlegung und nach Prüfung ihres Gewissens beschlossen, dem deutschen Volk und der Weltöffentlichkeit gegenüber eine feierliche Erklärung abzugeben, die die Pflichten und Rechte festlegt, welche die deutschen Heimatvertriebenen als ihr Grundgesetz und als unumgängliche Voraussetzung für die Herbeiführung eines freien und geeinten Europas ansehen.

1. Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluß ist uns ernst und heilig im Gedenken an das unendliche Leid, welches im besonderen das letzte Jahrzehnt über die Menschheit gebracht hat.

2. Wir werden jedes Beginnen mit allen Kräften unterstützen, das auf die Schaffung eines geeinten Europas gerichtet ist, in dem die Völker ohne Furcht und Zwang leben können.

3. Wir werden durch harte, unermüdliche Arbeit teilnehmen am Wiederaufbau Deutschlands und Europas.

Wir haben unsere Heimat verloren. Heimatlose sind Fremdlinge auf dieser Erde. Gott hat die Menschen in ihre Heimat hineingestellt. Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat trennen, bedeutet, ihn im Geiste töten.

Wir haben dieses Schicksal erlitten und erlebt. Daher fühlen wir uns berufen zu verlangen, daß das Recht auf die Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwirklicht wird.

So lange dieses Recht für uns nicht verwirklicht ist, wollen wir aber nicht zur Untätigkeit verurteilt beiseite stehen, sondern in neuen, geläuterten Formen verständnisvollen und brüderlichen Zusammenlebens mit allen Gliedern unseres Volkes schaffen und wirken.

Darum fordern und verlangen wir heute wie gestern:

1. Gleiches Recht als Staatsbürger nicht nur vor dem Gesetz, sondern auch in der Wirklichkeit des Alltags.

2. Gerechte und sinnvolle Verteilung der Lasten des letzten Krieges auf das ganze deutsche Volk und eine ehrliche Durchführung dieses Grundsatzes.

3. Sinnvollen Einbau aller Berufsgruppen der Heimatvertriebenen in das Leben des deutschen Volkes.

4. Tätige Einschaltung der deutschen Heimatvertriebenen in den Wiederaufbau Europas.

Die Völker der Welt sollen ihre Mitverantwortung am Schicksal der Heimatvertriebenen als der vom Leid dieser Zeit am schwersten Betroffenen empfinden.

Die Völker sollen handeln, wie es ihren christlichen Pflichten und ihrem Gewissen entspricht.

Die Völker müssen erkennen, daß das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen wie aller Flüchtlinge, ein Weltproblem ist, dessen Lösung höchste sittliche Verantwortung und Verpflichtung zu gewaltiger Leistung fordert.

Wir rufen Völker und Menschen auf, die guten Willens sind, Hand anzulegen ans Werk, damit aus Schuld, Unglück, Leid, Armut und Elend für uns alle der Weg in eine bessere Zukunft gefunden wird.

Stuttgart, den 5. August 1950

Lokalpolitiker auf Russlands „persona non grata“-Liste

Moskau verfolgt alle Volksvertreter, die sich für den Abbau sowjetischer Denkmäler in ihren Ländern eingesetzt haben

Wegen des Abbaus des sowjetischen Denkmals in Memel sind auch Lokalpolitiker und Wissenschaftler aus Memel auf die Liste der Personen gekommen, gegen die wegen der Zerstörung sowjetischer Denkmäler seitens Russlands Strafverfahren eingeleitet wurden.

Die prominenteste von Russland „gesuchte Person“ ist die derzeitige EU-Außenbeauftragte, die ehemalige estnische Ministerpräsidentin Kaja Kallas. Auf der „Fahndungsliste“ wegen der Zerstörung sowjetischer Denkmäler befinden sich mehr als 100 ostmitteleuropäische Beamte und Politiker, gegen sie hat Russland in ihren Ländern Strafverfahren eingeleitet. Dazu gehören zwei Drittel des früheren lettischen Parlaments, Mitglieder der Stadtverwaltungen von Riga, Memel, Wilna sowie der ukrainischen Städte Lutsk und Rivne, der Bürgermeister der Stadt Waldenburg in Schlesien sowie der stellvertretende polnische Minister für Staatseigentum. Aus der Datenbank des russischen Innenministeriums, die auf der Website Mediazona veröffentlicht wurde, geht hervor, dass auch 29 litauische Staatsbürger in die Liste der gesuchten Personen aufgenommen wurden. Darunter sind der Bürgermeister von Memel, Arvydas Vaitkus, und 16 aktuelle oder ehemalige Mitglieder des Stadtrats von Memel.

Strafverfahren gegen 100 Beamte und Politiker eingeleitet

Der Vorstoß zur Demontage des Denkmals für die sowjetischen Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs in Memel gefallen sind, wurde von Andrius Tapinas im Jahr 2022 initiiert, nachdem Russland den Krieg gegen die Ukraine begonnen hatte. Vytautas Grubliauskas, der damalige Bürgermeister von Memel, hatte zunächst eine Umfrage unter den Bürgern der Stadt gestartet. 4815 Einwohner nahmen an der einmonatigen Umfrage teil, bei der die Frage gestellt wurde: „Sind Sie mit der Neugestaltung der Gedenkstätte für die Soldaten der Sowjetunion in der S.- Daukanto-Straße einverstanden, bei der die Zeichen der sowjetischen Ideologie, die nicht mit dem Gedenken an die ewige Ruhestätte der gefallenen Soldaten zusammenhängen, entfernt werden und die Gedenkstätte eine neue architektonische Qualität erhält? 2927 von ihnen beantworteten die Frage mit Ja, 1886 mit Nein. Sechs Stimmen waren ungültig.

Es wurde auch eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die empfahl, die Skulpturengruppe der drei Soldaten, das gesenkte Schwert, den steinernen Stern in der Mitte der Gedenkstätte, die Bronzetafeln neben der Skulpturengruppe der drei Soldaten mit den Inschriften über die „Befreiung“ von Memel und die Steintafel mit der Inschrift der in den NS-Lagern umgekommenen Häftlinge abzubauen. Gleichzeitig wurde betont, dass der Respekt vor den hier begrabenen Soldaten gewahrt bleiben muss, und es wurde empfohlen, dem gesamten Bereich eine neue architektonische Gestaltung zu verleihen.

Auch zwei russischstämmige Memeler Politiker stimmten 2022 gegen den Denkmalabbau. Ende Juni 2022 kam die Angelegenheit vor den Stadtrat, der nach einer langen Debatte mit 18 Ja-Stimmen, zwei Nein-Stimmen, zwei Enthaltungen und fünf abwesenden Stimmen beschloss, die Empfehlungen der Arbeitsgruppe anzunehmen.

Bodo Bost

Steht auf der russischen Fahndungsliste: Memels Bürgermeister Arvydas Vaitkus

Bild: Aurore Martignoni / European Union

Aus der Preußischen Allgemeinen Zeitung

35 Jahre Verein Heide in Heydekrug

Am Samstag, den 31. Mai hatte unser zur AdM gehörender Verein Heide um 13 Uhr in den Garten ihres Vereinshauses zur Jubiläumsfeier eingeladen und rund 100 Vereinsmitglieder und Gäste kamen. Die Vorsitzende Frau Gerlinda Stunguriene begrüßte die Besucher und erinnerte an die Gründung des Vereins im Jahr 1990 und dass im Jahr 1996 das Vereinshaus bezogen werden konnte. Doch in den vergangenen Jahren hat sich ein Renovierungs- und Reparaturstau gezeigt, der ohne entsprechende finanzielle Mittel nicht behoben werden kann. Obwohl die Vorstandsmitglieder ehrenamtlich tätig sind und keinerlei finanzielle Zahlungen erhalten, die Vermietung der vorhandenen Gästezimmer sehr, sehr gering ist, reichen die geringen Mitgliedsbeiträge nur für das Allernötigste. Zum Schluss bedankte sich die Vorsitzende bei den Spendern für das Essen, den Getränken und den Kuchen, ohne diese die heutige Veranstaltung nicht möglich gewesen wäre. Glückwünsche überbrachten Frau Irena Praskeviciene, Vorsitzende vom Deutschen Kulturverein Kaunas, Mechthild und Dieter Massin aus Ahlen, Heiko Kreßin, Vorsitzender vom Deutschen Kulturverein Memel und Uwe Jurgsties, Bundesvorsitzender der AdM, der nach einem kurzen Rückblick auf das Vereinsleben der Vorsitzenden, deren Mann, der sie die ganzen Jahrzehnte unterstützt und allen Vorstandsmitgliedern für die Arbeit dankte. Musikalisch wurde die Feier von Zermena Kreßin (Cello) und Laima Junduliene (Akkordeon) vom Deutschen Kulturverein Memel und dem Chor vom Verein Heide unter Leitung von Valteris Matulis umrahmt. Nach der Feierstunde waren alle eingeladen zu deftigen Fleischkäsebrötchen ( zubereitet von Klaus Seppmann und Andreas Eschenburg), freien Getränken und Kaffee und Kuchen. Nach vielen anregenden Gesprächen, Erinnerungen und Liedvorträgen des Chors endete gegen Abend ein sehr schönes und harmonisches Jubiläumsfest. U.J.

Andreas Eschenburg, 2. Vorsitzender vom Verein Heide und Klaus Seppmann, die beiden „Macher“ des Fleischkäses.

Gerlinda Stunguriene mit ihrem Mann, der stetige Helfer im Hintergrund