Museum in Preil

In Preil wurde die alte Schule zu neuem Leben erweckt, in dem wunderbaren alten Gebäude wurde eine Bibliothek eröffnet.

In einem emotionalen Moment wurde am 2. Juni die renovierte alte Schule von Preil als Bibliothek wiedereröffnet. Für viele ältere Bewohner Preils bedeutet das viel, sie waren hier noch selber zur Schule gegangen.

Raimonda Ravaitytė-Meyer, die in Preila wohnt, sagte 1): „Sie wissen, dass jeder Einzelne entweder auf diese Schule gegangen ist oder seinem Kind erlaubt hat, diese Schule zu besuchen. Es ist eine sehr lebendige Geschichte, aber jetzt ist alles sehr aufgeräumt – es riecht nicht mehr nach Land, es gibt kein Heu, kein Vieh. Aber die Glocke, die läutete, läutete für die früheren Bewohner, für die heutigen Bewohner und für die Zukunft.“

Die Kurische Nehrung blickt auf eine lange Geschichte als Region Ostpreußens zurück. Eine Region, in der lesen zu können damals noch keine besonderen Privilegien bedeutete. Im Königreich Preußen wurde die allgemeine Schulpflicht bereits 1736 eingeführt – zwar nur für Jungen, aber immerhin, ein großer Unterschied zu den russischen oder polnischen Gebieten.

Preil wurde in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts gegründet, als die Ortschaft Negeln vollständig versandete und unbewohnbar wurde. 1849 wurde die Schule von Negeln nach Preil verlegt, lt. Memeler Dampfboot vom 25.06.1930 war das kleine Gebäude wie die Fischerhäuser aus Holz erbaut und mit Rohr gedeckt (1854). Der erste Lehrer hieß Jauzims (oder Jauzimies). Sein Jahresgehalt betrug vierzig Taler, freie Weide und Brennmaterial. Auch in Preil was der Sanddruck von den Dünen war sehr stark, so stark, dass beispielsweise der Schulbrunnen jedes Jahr ausgeräumt werden musste. Erst 1877 wurde mit der Anpflanzung einer Plantage gegen die Sandverwehungen begonnen.

1902 fiel dieses erste Schulgebäude einem Brand zum Opfer. Die neue Schule in Ziegelbauweise wurde in den Folgejahren errichtet und 1907 fertiggestellt, mittlerweile ist sie als Kulturerbe anerkannt.

Laut Dr. Nijolė Strakauskaitė, außerordentliche Professorin und Historikerin an der Universität Klaipėda, war die Region zwar arm, aber ihre Bewohner wussten um die Bedeutung von Wissenschaft und Schule.

Laut der Historikerin Nijolė Strakauskaitė entstand die Schule zusammen mit der Siedlung, als die ersten Bewohner Mitte des 19. Jahrhunderts aus Nagliai umzogen und die Schule dorthin verlegt wurde: „Das bedeutet, dass die Kinder die Möglichkeit hatten, eine Ausbildung zu erhalten, auch wenn sie arm waren, und es war sicherlich ein armes Dorf, aber trotzdem hat man eine Schule eröffnet“.

„Die Tatsache, dass 1908 eine für Ostpreußen typische Backsteinschule erscheint, zeigt, dass das Dorf bereits über 200 Einwohner hat, es braucht eine solide Schule, und es war nicht nur eine Schule, es war auch ein Kulturzentrum. So gab s bereits vor dem 1. Weltkrieg einen Chor in Preil, der natürlich im Schulgebäude auftrat.

 

Preil war lang vor allem ein Fischerort, da jedoch die Fischerei aus Umweltschutzgründen und wegen Wasserverschmutzung nicht mehr sehr ertragreich ist, fehlt diese Einnahmequelle. Im Jahr 2001 wurde die Schule wegen sinkender Schülerzahlen geschlossen, danach zog die öffentliche Bibliothek Neringa V. Miliūnas in die Räumlichkeiten der Schule ein. 2020 wurde das Gebäude grundlegend saniert und hergerichtet, mit Unterstützung der Gemeinde Neringa, der Gemeinde Preila und mit Mitteln der Europäischen Union.Die Kosten für die Renovierung beliefen sich auf 518.000 €, wovon 466.000 € durch das EU-Projekt Heritage4life bereitgestellt wurden. Es ist schön zu sehen, wie die alten Zimmermannsarbeiten instandgesetzt wurden, um so Zeugnis zu geben von den Fähigkeiten der Erbauer.

Neben der Bibliothek verfügt das neu renovierte Gebäude über eine historische Ausstellung zur Geschichte, Bildungsräume und einen kleinen Konzertraum. Dieser wurde gleich am ersten Abend genutzt: „Poesie und Melodie im Frühling“ wurde von Sonata Deveikytė-Zubovienė und Rokas Zubovas am Klavier, Marija Šramkova, einer Schülerin aus Preiliškė, vorgetragen, und die Schauspielerin Kristina Švenčionytė las Gedichte. Ein rundum gelungener Abend am Strand.

Die Schulsituation auf der Nehrung ist nicht die einfachste. Die Stadt Neringa mit den Ortsteilen Juodkrante, Pervalka, Preila und Nida hat nur noch eine Schule in Nida. Dort befinden sich Grundschule und weiterführende Schule unter einem Dach. Die Schule in Juodkrante (Schwarzort) wurde vor c. 5 Jahren geschlossen. Smiltyne (Süderspitze) gehört zur Stadt Klaipėda, d.h. die Kinder müssen in die Stadt pendeln.

 

Für uns Besucher ist allerdings wunderbar zu sehen, wie das alte Erbe in Preil genutzt wird und Kultur für alle sichtbar und nutzbar gemacht wird. Es wäre schön, wenn noch weitere Gebäude erhalten werden können.

Christoph Riekert

Die Bilder stammen von Sofia vom Kurenkahn