Die AdM hat sich seit deren Gründung 1948 bemüht materielles und geistiges Vermögen, das die Besitzer trotz Flucht und Vertreibung über Zeit und Raum und unter schwierigsten Umständen retten und bewahren konnten, zu sammeln und aufzubewahren.
Hieraus entstand das Archiv der AdM, das im Laufe von 63 Jahren mehrmals den Standort und somit auch die Betreuer wechselte.
Bereits 1945 hat die Gründerin der AdM, Frau Janzen-Rock, damit begonnen, Anschriften der Memelländer zu sammeln und legte den Grundstock für die Kartei mit den Personendaten aus allen Ortschaften des Memellandes.
Hinzu kamen und kommen immer noch Neuzugänge jeglicher Art, wovon Sie sich beim Besuch des Archivs überzeugen können.
Von Hamburg ging das Archiv nach Flensburg und von dort über Hildesheim, Mainz, Cloppenburg und Oldenburg bis es am 5. Oktober 2011 mit einem vom damaligen und leider schon verstorbenen Direktor Siksnelis unterzeichneten Vertrag als Dauerleihgabe übergeben wurde.
Vorausgegangen war im Dezember 2010 ein Besuch von mir und meiner Stellvertreterin Frau Gogolka beim damaligen Bürgermeister Taraskevicius, der uns den Kontakt zur Simonaitytes Bibliothek vermittelte.
Es war die richtige Entscheidung das Archiv im Jahr 2011 nach Memel/Klaipeda zu verlegen, was die Besucherzahlen belegen. So möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Mitarbeiterinnen für die hervorragende Arbeit, die u.a. der Aufarbeitung der Geschichte beiträgt, ganz herzlich bedanken.
Die heutige Feier zum 75-jährigen Jubiläum der Simonaitytes Bibliothek ist für uns der richtige Zeitpunkt, den Beschluß des Vertretertags der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise vom 12. August 2025 umzusetzen und die Dauerleihgabe unseres AdM-Archivs am heutigen 1. Oktober 2025 der Bibliothek als Schenkung zu übergeben.
Uwe Jurgsties

Uwe Jurgsties, Direktorin Frau Dr. Laura Simkevice, Übersetzerin Arina Jackute

Unterzeichnung der Schenkungsurkunde

Austausch der Schenkungsurkunde
Rede der Direktorin Dr. Laura Simkevice
Liebe Gäste, Kollegen,
heute feiern wir das Jubiläum der Bibliothek mit einem besonderen Geschenk – dem AdM-Archiv. Wir schätzen die Zusammenarbeit mit dem AdM-Verein, die 2011 begann, als die Bibliothek vom verstorbenen J. Šikšnelis geleitet wurde, und die bis heute erfolgreich fortgesetzt wird, besonders. Auf der Grundlage dieser Partnerschaft haben wir bereits 15 Ausstellungen vorbereitet, mehrere Publikationen herausgegeben und viele andere bedeutende Arbeiten durchgeführt.
Erfreulich ist auch das Interesse der Öffentlichkeit am Archiv – seine Nutzung nimmt nicht ab. Das Archiv ist besonders wichtig für die Erstellung von Büchern unter Verwendung verschiedener Quellen und Bildmaterialien. Es wird regelmäßig von Studenten, Wissenschaftlern, Lehrern, Schülern, Journalisten, Buchforschern, Verlegern, Historikern und anderen genutzt. Dokumente oder Fotos aus dem Archiv der AdM finden sich in fast jedem Buch über die Region Klaipėda. Auch Ausstellungen kommen ohne sie nicht aus. Im Jahr 2024, dem Jahr der Leuchttürme, schmückte sich das Symbol von Klaipėda, „Meridianas“, mit Segeln mit dem Bild des Weißen Leuchtturms aus dem Archiv der AdM. Wenn Sie den Stollen besuchen, der der Wiederaufbau der St.-Johannes-Kirche gewidmet ist, finden Sie dort ebenfalls Fotos aus diesem Archiv.
Eine besondere Besuchergruppe sind die Nachkommen der Memeländer, die meist aus Deutschland kommen. Sie sind ständig auf der Suche nach ihren Wurzeln, den Spuren ihrer Vorfahren. Allerdings sind es nicht viele, und es ist beunruhigend, dass das Desinteresse an der eigenen Vergangenheit dazu führt, dass die Erinnerung langsam verblasst.
Eine Bibliothek ist nicht nur ein Ort für Bücher. Sie ist auch ein Ort der Erinnerung, an dem das Erbe aufbewahrt wird, das hierher gekommen ist oder, sozusagen, in seine wahre Heimat zurückgekehrt ist. Wir glauben, dass die in den Archivdokumenten, den Gegenständen und Fotos der Menschen aus der Region Klaipėda verewigten Erinnerungen für immer weiterleben werden – denn auch sie haben hier, in diesem Haus, ihren Platz gefunden.
Rede von Jurga Bardauskiene
Liebe Gäste, Kollegen,
Heute erhält unsere Jubilarin – die Bibliothek – ein besonderes Geschenk: das Archiv der AdM. Tatsächlich ist dieses Geschenk schon seit langem „ausgemessen“ – wir freuen uns seit fast 14 Jahren darüber. Sein Wert hat jedoch keineswegs abgenommen, im Gegenteil – vor dem Hintergrund der heutigen kulturellen Entwertung gewinnt es sogar noch an Bedeutung.
Es geht hier nicht um Zahlen, sondern um die Bewahrung der Erinnerung, die nicht nur ein Orientierungspunkt für die Werte des Menschen, sondern auch die Grundlage für die Existenz des Staates ist.
Da wir es kaum erwarten können, dieses Geschenk offiziell entgegenzunehmen, lade ich den Vorsitzenden der AdM-Gesellschaft, Uwe Jurgsties, und die Direktorin der öffentlichen Bibliothek Ieva Simonaitytė in Klaipėda, Dr. Laura Šimkevičė, ein, das Protokoll über die Übergabe des AdM-Archivs zu unterzeichnen.
***
Als das AdM-Archiv 2011 an die Bibliothek übergeben wurde, konnten wir nur vermuten, welche historischen „Schätze” es darin gab. In den 14 Jahren, in denen wir das Archiv verwaltet haben, haben wir gemeinsam gelernt, studiert und beim Lesen der Erinnerungen die Ereignisse nacherlebt, die für die Menschen dieser Region besonders schmerzhaft waren. Tatsächlich haben wir eine große emotionale Belastung erlebt, die wir uns nicht einmal vorstellen konnten.
Mit dieser Ausstellung möchten wir diese Emotionen mit Ihnen teilen. Es ist eine bewegende Geschichte über einen der schmerzhaftesten Momente im Leben der Menschen in der Region Klaipėda – den Verlust ihrer Heimat, den Abschied und die Sehnsucht. Sie erzählt von der Zwangsdeportation während des Zweiten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren sowie von den vertriebenen Einwohnern und ihrem erhaltenen Erbe.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1944, als die Front näher rückte, wurden etwa 130.000 Einwohner aus der Region Klaipėda evakuiert. Viele von ihnen gelangten nach einer langen, beschwerlichen und oft gefährlichen Reise nach Westdeutschland, von wo aus sie nie mehr in ihre Heimat zurückkehrten. Zeugen dieser Geschichte sind Fotos, Erinnerungen, Briefe, Dokumente und alte Gegenstände.
In mehr als sieben Jahrzehnten hat sich das Archiv der AdM zu einem einzigartigen Kultur- und Geschichtsschatz entwickelt – es umfasst über 2000 Bücher, etwa 400 Ordner und Dokumente zu verschiedenen Themen, über 700 Originalpostkarten und eine besondere Fotosammlung mit etwa 2000 Bildern, von denen die ältesten aus dem Jahr 1864 stammen. Zu den Schätzen zählen auch Karten und Gemälde aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, deren Autoren berühmte Künstler wie Hans Kallmeyer, Gustav Boese, Max Pechstein und andere sind.
In der Ausstellung werden persönliche Gegenstände und Dokumente von Einwohnern Klaipėdos sowie Frauenkleidung gezeigt. Ein besonderer Platz ist den Insignien der Memel Schützen-Gilde und dem Kommunionkelch der evangelisch-lutherischen Kirche in Priekulė(Prökuls) gewidmet. Letzterer wird bald der Kirche übergeben, daher wird er in dieser Ausstellung zum letzten Mal gezeigt. Letztere wird in Kürze an die Kirche übergeben, daher wird sie in dieser Ausstellung zum letzten Mal gezeigt.
Diese von den Bewohnern der Region Klaipėda gesammelten Gegenstände wurden unter besonders schwierigen Bedingungen gerettet, als man vor dem Krieg fliehen und sich um Familie und Kinder kümmern musste und bei weitem nicht alles mitnehmen konnte.
Naja, wie die Ketten des letzten Königs der Schützengilde, Erich Kopp, die seine Frau beim Verlassen von Klaipėda retten konnte, vielleicht indem sie auf etwas so Wichtiges wie einen Laib Brot verzichtete…
Deshalb gewinnen diese Gegenstände noch mehr an Wert und symbolisieren die unstillbare Sehnsucht nach der Heimat.
Ich möchte unseren Partnern, der AdM-Gesellschaft, für die langjährige und nachhaltige Partnerschaft sowie die umfassende Unterstützung danken.
Neben den offiziell genannten Organisatoren der Ausstellung (Jurga Bardauskienė, Daiva Nakrošienė, Evelina Kiupelytė) möchte ich auch dem gesamten Team danken, das auf die eine oder andere Weise zu dieser Veranstaltung beigetragen hat:
Arina, Rūta, Danguolė, Rasa, Simonas, Ainius, Sigitas, Darius, Marius
P.S. Die QR-Codes in der Ausstellung führen Sie nicht nur zu einer detaillierten Beschreibung der Objekte, sondern auch zu einer Audio-Erzählung, die auf den Erinnerungen der Menschen aus der Region Klaipėda und natürlich (wie könnte es anders sein) KI basiert. Sie müssen nur auf Ihren Mobilgeräten auf den Link zum Audiotrack klicken.
Alle Texte sind auch ins Deutsche übersetzt.
Erläuterung zur Ausstellung
Abschiede und Rückkehr… AdM-Archiv
Diese Ausstellung ist eine bewegende Geschichte über einen der schmerzlichsten Momente im Leben der Menschen des Memellandes – den Verlust der Heimat, den Abschied und die Sehnsucht. Sie erzählt von der gewaltsamen Vertreibung während des Zweiten Weltkrieges und der Nachkriegsjahre, aber auch von den ausgewanderten Bewohnern und ihrem bewahrten Erbe.
Seit 1948 hat der Verein „Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise“ ein Archiv aufgebaut, das kurz AdM-Archiv genannt wird. Dieses kehrte 2011 nach Klaipėda zurück und wurde am 1. Oktober 2025 der Öffentlichen – Ieva – Simonaitytė – Kreisbibliothek Klaipėda übergeben.
In der zweiten Hälfte des Jahres 1944, als die Front näher rückte, wurden etwa 130.000 Einwohner aus dem Memelland evakuiert. Viele von ihnen führte der lange, mühsame und oft gefährliche Weg nach Westdeutschland, von wo aus sie nie wieder in ihre Heimat zurückkehrten. Fotos, Erinnerungen, Briefe, Dokumente und alte Gegenstände sind zu Zeugen dieser Geschichte geworden.
Im Laufe von mehr als sieben Jahrzehnten wurde das AdM-Archiv zu einem einzigartigen Speicher von Kultur und Geschichte – es umfasst über 2000 Bücher, rund 400 thematische Ordner und Dokumente, mehr als 700 originale Postkarten sowie eine besondere Fotosammlung mit etwa 2000 Aufnahmen, von denen die ältesten aus dem Jahr 1864 stammen. Zu den wertvollen Stücken gehören außerdem Karten und Gemälde aus dem 17.–19. Jahrhundert von bekannten Künstlern wie Hans Kallmeyer, Gustav Boese, Max Pechstein und anderen.
In der Ausstellung werden persönliche Gegenstände und Dokumente der Bewohner von Klaipėda sowie Frauenkleidung präsentiert. Einen besonderen Platz nehmen die Insignien der Memeler Schützengilde und der Kommunionkelch der evangelisch-lutherischen Kirche in Prökuls ein. Letzterer wird bald wieder an die Kirche zurückgegeben und ist daher in dieser Ausstellung zum letzten Mal zu sehen.
Diese von den Bewohnern des Memellandes zusammengetragenen Gegenstände wurden unter besonders schwierigen Bedingungen gerettet – in Zeiten der Flucht vor dem Krieg, der Sorge um Familie und Kinder, als man bei weitem nicht alles mitnehmen konnte. Daher gewinnen sie heute umso mehr an Wert und verkörpern gleichsam die unstillbare Sehnsucht nach der Heimat.
Die Ausstellung ist vom 1. Oktober bis zum 31. Dezember 2025 geöffnet.
Veranstalter der Ausstellung: Jurga Bardauskienė, Daiva Nakrošienė, Evelina Kiupelytė


