Das Postamt wird nationales Kulturdenkmal

Das Postamt an der Liepų gatve (Alexanderstrasse, Lindenstrasse), wer kennt es nicht.

Nun wurde es auf den Vorschlag des Kulturministeriums hin in die Liste der historischen, archäologischen und kulturellen Objekte von nationaler Bedeutung aufgenommen. Dies hat neben der ideellen eine ganz materielle Bedeutung: mit der Aufnahme des Postamtes in Liste der Kulturdenkmäler soll sichergestellt werden, dass der Erhalt des Gebäudes für kulturelle Bedürfnisse der Öffentlichkeit Priorität bekommt.

Schon lange sucht die Stadt nach einem Investor, um das Gebäude zu nutzen und den Erhalt zu sichern. Dies gelang jedoch nicht, die seit 2017 geplante Versteigerung des Gebäudes musste erfolglos abgebrochen werden. Das Kulturministerium bemüht sich nun gemeinsam mit der Stadtverwaltung von Klaipėda, die die Gebäude des Postamts Klaipėda von AB Lietuvos Paštas übernehmen will, darum, dass dieses wichtige Kulturdenkmal ordnungsgemäß restauriert und instandgehalten wird und einer attraktiven öffentlichen Nutzung zugeführt wird.

Das aktuelle Postgebäude ist nicht das erste Postamt an dieser Stelle. Als 1866 wegen des stark gestiegenen Postaufkommens das alte Gebäude an der Börsenstrasse zu klein wurde, zog man in das um 1790 gebaute Haus Alexanderstraße 5/6. Dieses gehörte dem Großkaufmann und Reeder Johann Georg Argelander, danach hat es der Kaufmann E. Rußlis erworben, von dessen Nachfolger hatte es im Jahr 1841 der Staat als Landratsamt übernommen. 1866 richtete man dort den Landespostdienst unter Postdirektor J.G. Milstrich ein. Im Jahr 1888 wurde dieses historische Haus abgerissen.und durch einen Neubau des Architekten H Shoede ersetzt. Zur festlichen Eröffnung des nördlichsten Post- und Telegraphengebäudes Deutschlands am 16. Oktober 1893 war sogar der Generalpostdirektor des deutschen Reiches, Staatssekretär Wilhelm von Stephan anwesend. Bis dahin war das Postamt vorübergehend an der Dange, neben dem Börsengebäude untergebracht (beide Gebäude wurden durch Bombardements 1944 zerstört – jetzt befindet sich dort der Dangepark).

Das Postamt von Klaipėda ist ein Gebäudekomplex im neugotischen Stil, das aus 3 Teilen besteht: einem zweistöckigen Postamt mit Mansarden, zu beiden Seiten davon zwei einstöckige Gebäude. In einem davon befanden sich einst das Lager und der Pferdestall, in dem anderen wurden die Kutschen aufbewahrt. Die Gebäude wurden aus roten Klinkern errichtet, mit grüner Glasur bedeckte Keramikdetails zieren die Sockelgesimse, die Spitzen der Giebel und Zaunpfosten. Das Ensemble trägt Anzeichen von drei Stilrichtungen, vorherrschend ist jedoch die Neogotik: hohe durchbrochene und Staffelgiebel mit spitzbögigen Öffnungen und Nischen, drei- und vierblättrige dekorative Elemente.

Der Turm des Gebäudes beherbergt auch das Glockenspiel von Klaipėda mit 48 Glocken, das 1987 installiert wurde und jeden Samstag, Sonntag und Feiertags spielt.

Um zu entscheiden, welche Aktivitäten in Zukunft in diesem architektonischen Ensemble stattfinden könnten, gab das Kulturministerium eine Machbarkeitsstudie über die Verbesserung des Klaipėda Central Post Office Komplexes in Auftrag. Die Studie ergab, dass die geeignetste Nutzung dieses Komplexes darin bestehen könnte, einen multifunktionalen Kulturraum einzurichten – ein Wissenschafts- und Kunstzentrum, das nach dem Astronomen Friedrich Wilhelm Argelander benannt werden soll. Argelander wurde 1799 in Memel geboren und hatte gute Kontakte zum Kronprinz Friedrich Wilhelm IV. Nach seinem Studium in Königsberg wurde er 1823 nach Turku berufen.

Das geplante multifunktionale Zentrum soll auch Museums-, Veranstaltungs- und Wohnfunktionen beinhalten. Vor allem die Museumsfunktion soll an das historische Erbe erinnern. Wir sind nun gespannt, wie und wann es weitergeht.

Historischer Exkurs:

Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm (1620–1688) vom Nutzen eines straff organisierten, landesweit verzweigten, einheitlichen Postsystems überzeugt. Pläne zur staatlichen Übernahme und Vereinigung des gesamten Botenpostwesens entstanden. Die Königsberger Botenpost bestand schon länger, seit 1457 war die Stadt der Mittelpunkt der Botenpost des Deutschen Ritterordens. Mit dem Herzogtum entstand 1525 die Ämter- und Schulzenpost mit einer Zentrale im Königsberger Schloss.

Auch die Preußische Post sollte mehr als nur Hofkorrespondenz transportieren. »Weil zuvörderst dem Kauf- und Handelsmanne hoch und viel daran gelegen« sei, ordnete der Große Kurfürst den durchgehenden öffentlichen preußischen Postkurs von Memel im Osten über Königsberg und Berlin bis hin nach Bielefeld und Cleve im Westen an. Entsprechendes General-Postpatent erhielt der Postmeister am 30. Juli 1649. Dieser 1 500-Kilometer- Fernpostkurs war die erste größere Maßnahme auf dem Weg zu neuartiger Postorganisation. (Quelle: https://wiki.genealogy.net/Post_und_Fernmeldewesen_in_Ostpreußen)

Im Jahr 1718 wurde dann erst die Postkutschenlinie von Tilsit nach Memel eingerichtet und wenig später die Verbindung von Königsberg über die Nehrung nach Memel. 1723 kam die Postlinie Memel – Riga – Tallin (Reval) – Sankt Petersburg hinzu.

Christoph Riekert

Farbfotos: Quelle: https://www.lrytas.lt/bustas/architektura/2022/05/05/news/klaipedos-centrinis-pastas-bus-saugomas-dar-akyliau-tam-pritare-vyriausybe-23265565

Litauen verhängt EU-Sanktionen auf Transitwaren nach Königsberg

Das Transitverbot für sanktionierte Waren könnte die ohnehin schon starken Spannungen zwischen Russland und der NATO weiter verschärfen.

Am 24.02. Februar hat Russland die Ukraine überfallen. Der Krieg tobt zwar derzeit hauptsächlich im Donbass etwa 2000 km von Berlin entfernt, aber zu Russland gehört auch die Exklave Königsberg, eingeschlossen zwischen Litauen und Polen, die nur 300 km von Berlin entfernt ist. Vielleicht hat man deshalb diesen Teil Russlands bei den Sanktionen außen vorgelassen, weil es den Krieg vor die Haustüre hätte bringen können. Durch die Anwendung der seit März geltenden EU-Sanktionen gegen Russland auch auf das Gebiet der Exklave Königsberg, seit Mitte Juni, hat sich dies alles geändert. Dass vor der Sanktionsverkündigung bereits der ultranationalistische russische Hardliner Jewgeni Fjodorow im russischen Parlament die Unabhängigkeit des Nato-Staates Litauen öffentlich in Frage gestellt und gefordert hatte, dass Russland als Rechtsnachfolger der Sowjetunion dem baltischen Staat die Souveränität aberkennen müsse, das war im Westen kaum bekannt. Litauen war im März 1990 die erste der ehemaligen Sowjetrepubliken, die ihre Unabhängigkeit erklärte, der erste Dominostein, der fiel und die anderen mit sich riss. Viele Politiker in Moskau haben den Litauern das bis heute nicht vergessen.

Die Enklave Königsberg ist die Heimat der russischen Ostseeflotte und Stationierungsort für Moskaus atomwaffenfähige Iskander-Raketen, 500 km trennt die Exklave von der russischen Landgrenze und mehr als 1000 km von Moskau. Litauen hat nicht vergessen, wie 2014 die Besetzung der ukrainischen Krim von russischer Seite begann. Auf der Krim gab es auch bereits eine russische Exklave, in Sewastopol, der Sitz der russischen Schwarzmeerflotte, vor der Annexion. Deren 20.000 Mann wurden von Putin 2014 in grüne Uniformen gesteckt und sie umstellten die ukrainischen Kasernen auf der Krim. Nach wenigen Tagen war die Krim im Sinne Putins kampflos russisch geworden. Wie viele Soldaten Russland im Königsberger Gebiet stationiert hat, weiß niemand, es können 20.000 sein, aber auch 200.000.

Als die litauischen Behörden Mitte Juni den Transit von Gütern in die russische Enklave Königsberg, die den Sanktionen der EU unterliegen, durch ihr Hoheitsgebiet verboten, war der russische Aufschrei groß. Moskau sprach von Blockade, obwohl nur Materialien betroffen sind, die auf der EU-Sanktionsliste stehen: Kohle, Metalle, Baumaterialien und Spitzentechnologie. Diese Substanzen können zur Herstellung von Rüstungsgütern verwendet werden. Alle anderen Güter, vor allem Lebensmittel, dürfen weiter in die Exklave Königsberg eingeführt werden. Täglich rollen weiter drei Zügen, auch mit Personen im wehrfähigen Alter, die jetzt allerdings verstärkt kontrolliert werden. Schon oft wurde in der Vergangenheit beobachtet, wie Pakete mit Schmuggelware aus den Fenstern der Züge flogen und dass junge Männer in Scharen vor Wehrübungen aus Russland kommend zivil ungehindert nach Königsberg reisten.

Der Gouverneur von Königsberg, Anton Alikhanov, sagte, das Verbot würde zwischen 40 und 50 Prozent der Waren betreffen, die das Königsberger Gebiet über Litauen aus Russland importiert. Der EU-Außenbeauftragte Borrell stellte sich hinter die Maßnahme der Litauer. Sollten die Maßnahmen nicht schnell aufgehoben werden, müssten die Fährverbindungen von St. Petersburg her erhöht werden, um die dringend benötigten Baumaterialien einzuführen. Moskau drohte mit Vergeltung, auch eine russische Blockade des größten litauischen Hafens Memel, könnte dazugehören.

Die Bundeswehr führt in Litauen die NATO-Kampfgruppen

Seit 1993 hatte Russland mehrmals mit Druck auf Litauen versucht aus der Eisenbahnlinie offiziell einen militärischen Korridor zu machen, was einen unkontrollierten Transport von Personen und Gütern erlaubt hätte. 2003 einigten sich Russland und Litauen auf vereinfachte Visumsregeln, gleichzeitig verpflichtete sich Russland, die litauischen Behörden über Art und Umfang der Fracht zu informieren. Litauen trat ein Jahr später der NATO und der EU bei. Der sogenannte Suwalki-Korridor der die russische Exklave von dem Verbündeten Belarus trennt, gilt als größte Schwachstelle der NATO. Würden die Russen den 65 Kilometer langen Korridor einnehmen, wäre Königsberg keine Exklave mehr, dafür aber die drei baltischen Staaten, die dann vollständig von Russland, Belarus und Königsberg eingeschlossen wären. Die Verteidigung dieses Korridors obliegt auch der Bundeswehr mit der Panzergrenadierbrigade 41 „Vorpommern“, die in Litauen stationiert ist. Die rund 500 deutschen Soldaten führen die etwa 1.600 NATO-Soldaten umfassende multinationale Battlegroup in Litauen an.

Bodo Bost

Tag der Minderheiten in Memel (DKVM)

 

Am Samstag, den 28.05.2022 nahm der Deutsche Kultur Verein Memel am Tag der Minderheiten der Stadt Memel/Klaipeda teil.

Wir konnten uns zum ersten Mal in der Öffentlichkeit einem interessierten Publikum repräsentieren. Die Resonanz war sehr gut, unsere Fischbrötchen, ein Novum für die meisten Besucher, gingen “ weg wie warme Semmeln“, unser Trabant Kübel war ein echter Hingucker und für unser ausgestalteten Stand erhielten wir ein großes Lob.

Wir möchten, noch einmal, allen fleißigen Händen und Vereinsmitgliedern für die geleistete Hilfe und Unterstützung danken, sowie der Deutschen Botschaft und der AdM für die geleistete materielle und finanzielle Unterstützung.



Bilder von Erika Kulik

 

70 Jahre Memellandgruppe Düsseldorf

70 Jahre Memellandgruppe Düsseldorf und Umgebung

sowie Bezirkstreffen im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf

Rund 2 Jahre konnten keine Treffen der Memellandgruppe Düsseldorf stattfinden. Nun gab es am 13. Mai 2022 einen guten Grund wieder zusammen zu kommen und das 70 –jährige Bestehen der Gruppe zu feiern. Dazu konnte die Vorsitzende 38 Landsleute und Gäste aus Nah und Fern begrüßen. Darunter den Bundesvorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise, Uwe Jurgsties, zwei Gründungsmitglieder der Memellandgruppe Düsseldorf, den Ehrenvorsitzenden Ewald Rugullis sowie Inge Paul, den 2. stellv. Bundesvorsitzenden der AdM, Gert Baltzer, den Kreisvertreter Heydekrug und Pogegen und Vorsitzender der Memellandgruppe Dortmund, Gerhard Schikschnus, Pastor i.R. Herbert Jaksteit, Vorsitzender der Memellandgruppe Köln und stellv. Kreisvertreter Heydekrug und Pogegen, die Vorsitzende der LO Kreisgruppe Düsseldorf, Edith Koitka und die Mitglieder der Pommerschen Landsmannschaft mit ihrem 1. Vorsitzenden Heinz Butzbach. Ganz besonders begrüßt wurde Herr Waldemar Dantschenko, der die Feierstunde mit Beiträgen auf dem Akkordeon musikalisch umrahmte. In seinem geistlichen Wort gedachte Herbert Jaksteit u.a. der in den letzten Jahren verstorbenen Memelländer. Der Bundesvorsitzende Uwe Jurgsties ging in seiner Ansprache auf die Gründung und den Werdegang der Memellandgruppe Düsseldorf ein. Karin Gogolka trug das Heimatgedicht „Memel“ von Agnes Miegel vor. In seinem Schlusswort dankte Gert Baltzer der Vorsitzenden für die Leitung und gute Organisation dieses Treffens. Mit dem gemeinsam gesungenen Lied „Land der dunklen Wälder“ klang die Feierstunde aus.

Nach dem Mittagessen mit Klopsen und Kartoffelsalat zeigte Uwe Jurgsties den Film: „Deutsches Klaipeda – Litauisches Memel“, Bilder von Landschaften und Gebäuden aus dem Memelland einst und jetzt. Dieser Filmbeitrag wurde erfreut und mit Interesse aufgenommen.

Bei anschließendem Kaffee und Kuchen klang der Tag mit Gesprächen, guter Laune und einem Glas Wein – spendiert von Dr. Wolfgang Lessau – aus.

Ich bedanke mich besonders bei Edith Jonuschat und Renate Janeikis für ihre Hilfe und bei Ihnen allen für Ihre Treue zur Memellandgruppe Düsseldorf und Umgebung.

Auf ein gesundes Wiedersehen !

Karin Gogolka