750 Jahre Memel von Prof. Wareikis

Vortrag zur 750 Jahresfeier der Stadt Memel/Klaipeda von:
Wygantas Wareikis
Professor der Universität Klaipeda am 29. Juli 2002

gehalten im Dramatheater/ Klaipeda übersetzt von Angele Klitiene

Das Jahr 1945 gilt als eine eigenartige „Stunde Null“, von dieser Zeit an ist die neue historische Zeitrechnung von Klaipeda angefangen. Die deutsche politische und kulturelle Tradition der Stadt ist im Feuerbrand und in den Explosionen zugrunde gegangen. Zum ersten Mal im Laufe der Staatsgeschichte hatte Litauen in seinem Besitz beide Städte – Wilnius und Klaipeda. Diese Tatsache hat die kommunistische Propaganda Litauens ständig hervorgehoben und den tiefsten Dank an die Sowjetmacht und an die Rote Armee ausgesprochen. Der Historiker Juozas Ziugzda, der Präsident von der Akademie der Wissenschaften des Sowjetlitauens, hat 1947 geschrieben, dass nur der heldenhafte Kampf der Sowjetarmee „das von Smetona an Hitler verkaufte Memelland mit der Ostseeküste Litauen zurückgegeben hat“.

Der zweite Weltkrieg hat das nationale Bild der Bevölkerung radikal geändert. Hinter den gefühllosen Prozenten und Zahlen , den offiziellen Beschlüssen und Dokumenten versteckt sich die Tragödie der Menschen, die ihre Heimat verlassen sollten. Klaipeda wurde für viele Einwohner der Vorkriegszeit, die in Deutschland wohnen, zu einem „verlorenen Heimatland „hinter“dem eisernen Vorhang“ im echten und im übertragenen Sinne. Aber es gab keinen in Klaipeda geborenen Schriftsteller, der sein verlorenes Heimatland so verewigt hätte, wie Johannes Bobrowski das Land um Tilsit oder Siegfried Lenz – Masuren, so wie Günter Grass Gdansk und Kaschuben beschrieben hatten. Von einem multinationalen Staat wurde Litauen zu einen bionationalen Staat ( Litauer und Russen).

Besonders binational wurde Klaipeda. Auf Grunde der geographischen Lage der Stadt und des eisfreien Hafens an der Ostsee ist die Einwohnerzahl ständig gewachsen. Eine der wichtigsten Aufgaben der Sowjetregierung Litauens war der Wiederaufbau der zerstörten Industrie der Stadt Klaipeda. Schon Ende des Jahres 1945 waren 12 Industriewerke wiederaufgebaut, die für die Existenz der Stadt von der größten Bedeutung waren – die Mühle, das Kraftwerk, die Bäckerei, die Möbelfabrik, die Brauerei. Im Jahre 1947 arbeiteten schon 66 Industriebetriebe. Ende 1945 wurde “ Sirijus‘, das Werk für elektrische Elemente, von Kaunas nach Klaipeda übergesetzt. 1945 wurde l Prozent der Gesamtproduktion Litauens in Klaipeda erzeugt.

Die Wirtschaft der Sowjetunion und von allen Sowjetrepubliken wurde nach dem System der Planung für das Jahrfünft reguliert. Die Industrieproduktion von Klaipeda sollte eine wichtige Rolle im Aufbau der Wirtschaft des Sowjetlitauens nach dem Plan für die Zeit 1946-1950 spielen. Antanas Snieckus, der 1. Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Litauens, hat auf Klaipeda einen außerordentlichen Wert gelegt – „Klaipeda ist die Hauptbasis unserer Industrie und der einzige Hafen, und wir werden alles tun, um ihn zu vervollkommnen.“ Ungeachtet aller Absichten wurden die Pläne des Aufbaujahrfünftes nicht realisiert. 1950 haben die Industriebetriebe des sowjetischen Klaipeda nur 85 Prozente Erzeugnisse im Vergleich mit dem Jahr 1937 produziert.

Klaipeda der Nachkriegszeit war einem Dorf ähnlich, obwohl es hier 1946 schon 30.000 Einwohner gab. Genau so wie in den zerstörten Städten Deutschlands war das Hauptproblem für die Einwohner von Klaipeda die Mangel an Lebensmitteln und Heizmaterialien. 1946 wurden Grundstücke für die Bevölkerung verteilt, die Städter züchteten nicht nur Hühner und Kaninchen, sondern auch Schweine und Kühe. Morgens wurden die Kühe durch das Stadtzentrum auf die Weiden getrieben, abends – zurück in die Stadt. Wenn das Vieh frei lief, solltet seine Besitzer 100 Rubel Strafe zahlen oder einen Monat Zwangarbeiten erfüllen. 1950 wurde den Städtern verboten, auf dem Territorium der Stadt weiden zu lassen. Bis zum Ende 1947 funktionierte in der Sowjetunion das Kartensystem: jeder Werktätige bekam 600 Gramm Brot pro Woche, die nicht arbeiteten -250 Gramm, die Kinder – 300 Gramm. Nach der Kartenzahl, die durch die Betriebe und andere Organisationen verteilt wurden, kann man fast genau die Einwohnerzahl der Stadt im September 1947 feststellen – es wurden 29 022 Lebensmittelkarten verteilt. Die Bauern von naheliegenden Dörfern brachten Produkte der Landwirtschaft nach Klaipeda zum Verkauf. Leider wurde der Markt nach der Kollektivisation im Jahre 1949 leer, als 45 Prozent der Bauernhöfe zu Kolchosen wurden.

Seit dem Jahr 1949 wurde eine deutliche Veränderung der Wirtschaftspolitik in der Sowjetunion bemerkbar, man verstärkte die Kontrolle über die Kleinwirtschaft. Die privaten Geschäfte, Lokale sollten hohe Steuern zahlen, deswegen gingen sie zugrunde. In Jahren 1945-1950 sah Klaipeda schäbig aus, 1947 hatte die Stadt 2 Busse, 1950 – 7 Busse, bis 1952 gab es keine direkte Eisenbahnverbindung nicht nur mit Vilnius, sondern auch mit Kretinga. Klaipeda unterschied sich von anderen Städten Sowjetlitauens , weil es hier keine deutliche Kulturschicht, keine intellektuelle Elite gab. Die litauische Elite war wegen des Partisanenkrieges ganz gering,( der dauerte in Litauen bis 1952 ), wegen der massenhaften Deportation in die Weiten der Sowjetunion ,( die war erst 1953, nach dem Tode von Stalin, zu Ende). Viele waren Ende 1944 nach Westen gezogen ( die meisten nach Deutschland).

Der Rest der litauischen Intelligenz ist lieber nach Vilnius oder Kaunas umgezogen, die mehr litauisch und kulturell anlockend waren als das zerstörte Arbeiter-und-Matrosen- Klaipeda . In Klaipeda gab es keine Grundlagen für die intellektuelle Entwicklung- es mangelte an Büchern und Bibliotheken. In Klaipeda gab es 2 Jahrzehnte lang nur 2 Bibliotheken, nach sowjetischen Forderungen wurden dort Klubs, „Rote Ecken“ mit kommunistischen Symbolen und Porträts von sowjetischen Führern eingerichtet. Die Anziehungskraft von Klaipeda hat viele Jahre die Kriminalität in der Stadt gemildert, auch der Ruf, dass in Klaipeda “ sehr viele Russen leben“, obwohl die Bevölkerung 1955 in Klaipeda aus 56 Prozent Litauer, 35 Prozent Russen,3 Prozent Bielorussen, l Prozent Juden und 5 Prozent anderer Nationalitäten bestand. Im J. 1979 waren 65,1 Prozent Einwohner Litauer. Die Städte der Ostseeländer waren ganz dicht bewohnt. Aber die Russifizierung, im Gegenteil zu der von den Nazisten geplanter Germanisierung, war kein Ziel des sowjetischen Systems. Das Hauptziel war der Wiederaufbau der im Kriege zerstörten Wirtschaft, die Industrialisierung und die Erziehung des Sowjetmenschen, der aktiv am Aufbau des Kommunismus teilnehmen könnte. Dazu brauchte man die gemeinsame unifizierte Sprache – Russisch, Menschenmassen zum Aufbauen des Hafens, für die Handel- und Fischerschiffe und für die Bauindustrie. Die Parteileitung und die sowjetische Regierung waren nicht litauisch. In der Werft „Baltija“ (früher Lindenau), in den Betrieben der Fischerei und in der Reederei waren nur 30-40 Prozent Arbeiter Litauer, unter den „weißen Kragen“ ( Ingeneure, technische Arbeitskraft, Beamten) Litauer waren nur 1-10 Prozent.

Im Jahre 1947 war die Stadt Klaipeda von Ruinen gesäubert, allmählich entstand sie nach ihren alten Plänen. Die Strassen bekamen neue Namen, die bis zur Revolution des Wiedererstehens Litauens 1988-1990 unverändert blieben. Die Markt-Str. hieß nun Vilnius-Str., die Tilsit-Str.-Kaunas-Str.,Simon-Dach-Str.-Stalingrad-Str.,Laukininku-Str.- Stalin-Str.,Scherberger-Str. bekam den Namen des sowjetischen Schriftstellers Petras Cvirka, die Ernst-Wickert-Str.- eines anderen sowjetischen Dichters Liudas Gira.

Für das Panorama der Stadt fehlten Kirchenturme. Nach dem Krieg gab es in Klaipeda fast keine Kirche, das typische Element einer jeden Stadt. Alle Kirchen wurden stark zerbombt und durch Schüsse beschädigt, aber man konnte sie restaurieren. Leider hasten die neuen Bekämpfer alles, was deutsch war, – mit Panzern wurden die Wände der Reformistenkirche beseitigt, man fing an, die Reste von anderen Kirchen zu demontieren. Die fast ganz gebliebene Apostolen-Kirche, in der nach dem Krieg die Katholischen die Unterkunft fanden, wurde später zerstört. Die reiche Jakob-Kirche wurde beraubt: die Inneneinrichtung die Möbel, die Orgel, kirchliche Bücher, Juwelierwaren – verschwanden oder wurden vernichtet. Im J. 1958 wurden die Wände der Jakob- Kirche ganz zerstört.

Der Zugang zum Haff und zum Meer wurde für die Klaipedaer geschlossen. Obwohl die Architekten der Nachkriegszeit den Zugang zum Haff an 4 Stellen vorgesehen hatten, bedeutete der Wunsch der Städter nichts für die Direktere der neuen sowjetischen Betriebe und für die neuen Besitzer der Fischfangbetriebe. 1949 entstand ein 2-Meter-hoher Zaun, der das Territorium des Hafens von der Stadt getrennt hat, sogar heute haben wir keinen Zugang zum Kurischen Haff im Zentrum der Stadt. Bis 1950 gab es keine Verbindung mit der Kurischen Nehrung und mit der Ostseeküste auf dem Sandkrug. Es führen weder Fahren noch Schiffe. Die Grenzsoldaten bewachten zahlreiche Lagerräume von Waffen und vom Sprengstoff , man hatte auch Angst, dass es versucht wird nach Westen zu entfliehen, deswegen wurde die Zivilbevölkerung nicht zugelassen . Die Bevölkerung von Klaipeda durfte nur in Meinrage baden, 300 Meter vom Leuchtfeuer entfernt. Genauso große Fläche wurde in Giruliai, im Kurort für russische Offiziere und Kinder der kommunistischen Nomenklatur, zum Baden erlaubt.

Das Leben in Klaipeda, in ganz Litauen und im ganzen Sowjetimperium, das von den Satellitenstaaten umringt war, hat sich 1953 nach dem Tode von Stalin geändert. Die Verbannung ging zu Ende , es verschwand die Genozidgefahr für das litauische Volk. Bis 1950 haben die Fischer Klaipedas nur in der Ostsee und im Kurischen Haff Fische gefangen. Zum ersten Mal sind 2 Kutter aus Klaipeda im Sommer 1950 auf den Nordatlantik gefahren, seit dem J. 1957 fing der aktive Fischfang auf der Nordsee und auf den Westatlantik an. „Entdeckung vom Atlantik“ brachte reiche Heringfänge, die Fische wurden mit der Eisenbahn in die Sowjetunion weitergeliefert. 1951 bestand der Fischfang – aus 50 Prozent Dorschfang und 32 Prozent Heringfang, im Jahre 1960 sah das ganz anders aus: der Dorschfang – 18 Prozent, der Heringfang – 46 Prozent. Nachdem die Heringfänge so reich wurden, baute man in Klaipeda einige Fischverarbeitungsbetriebe, neue Kaie für Schiffe, ein Werk für die Verpackungskisten, einen Betrieb für Netze. In der Werft „Baltija“ wurden Schiffe für den Fischfang und Schiffe -Verarbeitungsfabriken gebaut. Es kamen immer neue Arbeitskräfte aus der ganzen Sowjetunion, nach dem typischen Leningrad- Entwurf entstand ein ganz neues Wohnviertel am Fischfanghafen („Rybport“).

Von 1959 bis 1988 erfolgte in ganz Litauen ein rasches Urbanisierungs- und Migrationprozess, das hat auch Klaipeda betroffen. 1959 hatte Klaipeda 89,9 Tausend Einwohner, im J. 1970 – 139,9 Tausend, 1979 -176,6 Tausend, und im J. 1989 – 204,2 Tausend Einwohner. 1959-1965 wurden die Hafen von Klaipeda stark rekonstruiert, man stellte die modernen Kräne aus der DDR auf, die Kais wurden vertieft. Die Seereederei Litauens wurde 1969 gegründet. Im Dezember 1981 wurde eine gemeinsame Expertengruppe der Sowjetunion und der DDR gerundet , um das militärische Transit in die DDR zu versichern und das von der Bewegung „Solidarnost“ umfangene Polen auszuschließen. Diese Expertengruppe hat den Durchlass von der Eisenbahn und von Häfen, ihre Belastung analysiert und die mit Hafen in Riga, Tallin, Venspil und Kaliningrad verglichen. Die Entscheidung für die internationale Fähre war auf Klaipeda gefallen. Der Hafen von der internationalen Fähre Klaipeda – Mukran- liegt am Kurischen Haff,10 km. südlich von Klaipeda, er fing an im Oktober 1989 zu funktionieren und wurde 1989 ganz gebaut. Das war eis wichtiges strategisches Objekt der Sowjetunion, dessen Bedeutung für Litauen erst nach dem Wiedererstehen der Unabhängigkeit Litauens deutlich wurde. Leider hat die unikale Natur der Kurischen Nehrung unter den Bauarbeiten gelitten.

Das 8. Jahrzehnt gilt für Klaipeda als das Jahrzehnt der kulturellen Modernisierung. Obwohl die Stadtführer von Klaipeda treu den kommunistischen Prinzipien waren, stellte sich heraus, dass sie mehr Patrioten ihrer Stadt waren, als gehorsame Schrauben des Systems. 1969 wurde Alfonsas Zalys zum Burgermeister der Stadt. Immer mehr Wohnungen bekamen örtliche Einwohner, die Litauer. Auf die Initiative von Alfonsas Zalys und von anderen Patrioten der Stadt fing man an, die Fachwerkbauten von dem 18.-19. Jahrhundert, Lagerräume und das neogotische Gebäude des Postamtes zu restaurieren. 1983 hat die Rekonstruierung des neoklassizistischen Gebäudes vom Dramatheater angefangen. In demselben Jahr wurde das Hotel „Klaipeda gebaut, die Bauarbeiten fingen 1969 an. Es hat seinen Platz auf dem architektonischen Bild der Stadt gefunden , aber das originelle Gebäude der alten Feuerwehr wurde abgerissen. Die revolutionären Ideen der Wiedererstehung sind nach Klaipeda aus Vilnius gekommen. Die Unterstützungsgruppe von „Sajüdis“ wurde hier im Juli 1988 gegründet, während des Meeresfestes wehte zum ersten Mal die Dreifarben- Fahne offen. Die Ideen der Wiedererstehung der Unabhängigkeit fanden den Widerstand von der russisch sprechenden Bevölkerung, die Litauisch nicht konnte , was ihre Integration in die Stadtgemeinde erschwerte.

1989 erschien ein neues Argument in der sowjetischen Presse gegen das Streben der Litauer die Unabhängigkeit wiederzuhaben ( dieses haben Algirdas Brazauskas, der l, Sekretär der Kommunistischen Partei Litauens, und Michail Gorbatschow auch betont). Dieser Konzeption nach solle das unabhängige Litauen seine Grenzen so behalten, wie die am 15. Juni 1940 waren. Nach dem Vertrag zwischen Deutschland und Litauen vom 22. März 1939 sollte das Memelland Deutschland gehören. Nach dem Potsdamer Abkommen 1945 gehörten Königsberg und das Memelland der Sowjetunion, es gab kein formelles Abkommen über die Übergabe des Memellandes an Litauen. Ähnliche Argumente erschienen mehrmals in der Presse Russlands auch nach dem Wiedererstehen der Unabhängigkeit Litauens de Fakto. Es wurde behauptet, dass die Russische Föderation alle Rechte der Sowjetunion übernähme, also sie behalte auch das Recht, das Memelland zu übernehmen. Um gerecht zu sein, muss man sagen, dass nur für die radikalen Parteien Russlands, für die kommunistischen und die nationalistischen, diese Position typisch war. Die offizielle Position des Außenministeriums von Russland deutete, dass die Russische Föderation nicht das ganze Erbrecht habe, dass sie der Qualität nach ein neues Subjekt der Internationalen Rechte sei uns nur die internationalen Rechte übernähme, die auf dem Territorium Russlands gültig waren. Die Aktualisierung des Zugehörigkeitsproblems vom Memelland war auch bei den Verhandlungen Litauens mit Russland über die Dealimitation und die Demarkation der Staatsgrenzen zu bemerken. Dieses Problem wurde im Kontext bei den Verhandlungen über den Transit in das Kaliningradgebiet hervorgehoben, um bessere Positionen in der Anfangsperiode der Verhandlungen zu gewinnen. Man hat aber keine Absicht, das Staatsabkommen zwischen Litauen und Russland über die Staatsgrenzen zu revidieren.

Dank des nationalen Wiedererstehens fing die Rekonstruierung von zerfallenen Kunstdenkmälern in Klaipeda an: die Regeneration der Kreuzritterburg, Arbeiten auf dem verlassenen Friedhof der deutschen Soldaten, die Suche nach der memelländischen Identität nicht nur mit der Absicht , litauische Wurzeln der Stadt zu finden, sondern auch mit der Erkentniss vom komplizierten Komplex der deutsch-litauischen Beziehungen im Laufe der Geschichte dieses Landes. Nach dem Wiedererstehen der Unabhängigkeit Litauens kehrte außerordentliche wirtschaftliche Bedeutung der Stadt Klaipeda für Litauen zurück, man muss wieder mit den traditionellen Konkurrenten auf der Ostsee kämpfen.

Die neue politische Situation, der offene Markt Westeuropas ( der Europaunion), das im Jahr 1991 angefangene Privatisierungsprozess des staatlichen Eigentums haben die sozioökonomische Lage von Klaipeda beeinflusst. Die Fischfangflotte und der Fischfangbetrieb „Jura“ wurden ausgeplündert und erklärten sich für bankrott. Die internationale Fähre dagegen hat nach der kritischen Situation wegen der Mangel an Eisenbahngüter im J. 1990 ihre Tätigkeit reorganisiert und transportiert jetzt Lastkraftwagen und die Passagiere nach und aus Deutschland . Nach der Entwicklung der Wirtschaft und des Unternehmens gilt Klaipeda als eine der dynamischsten Städte Litauens und der östlichen Ostseeküste. Obwohl nur 5,47 Prozent der Einwohner Litauens in Klaipeda wohnen( nach der Statistik vom 1. Januar 2001 hatte die Stadt 194,4 Tausend Einwohner), produziert Klaipeda ca. 10 Prozent von der Industrieproduktion Litauens und fast 80 Prozent Produktion des Klaipeda -Kreises, der ökonomische Beitrag in das Nationalbudget beträgt ca. 12 Prozent. Nach dem Umfang der verkauften Produktion nehmen die Lebensmittel und Getränke den größten Teil -25,8 Prozent, Tabakwaren – 21,7 Prozent, elektrische Gerate – 18,6 Prozent, Transporteinrichtungen – 14,7 Prozent, Holz und Holzprodukte -7,6 Prozent, Möbel – 2,7 Prozent

Nach der Statistik von 2000 befinden sich die 5 größten Betriebe (von 100 in ganz Litauen) in Klaipeda, darunter „Svyturys“, „Philip Morris Litauen“, „Klasco“, „Klaipedos baldai“. ((Möbelfabrik). Klaipeda gilt heute als eine der ökonomisch- potenziellsten Städte Litauens, deswegen ist es nicht ganz gerecht, dass die einzige Hafenstadt des Landes viel weniger Geldmittel vom Staatsbudget! bekommt, als die Städter und die Betriebe der Stadt als Steuer und Gebühr zahlen. Deswegen entstehen manchmal scharfe Diskussionen mit der Staatsregierung, wenn über die Verteilung des Staatsbudgets beraten wird. 12 Prozent der Auslandsinvestitionen Litauens sind in Klaipeda investiert. Nach den Auslandsinvestitionen pro Einwohner (1200 Dollar) hat Klaipeda zweimal mehr Geldmittel als der Durchschnitt des Landes . Nur Vilnius bekommt noch mehr. Im J. 2000 bekam Klaipeda 4,746 Lt pro Einwohner, Kaunas – 2,094 Lt. Vilnius -8,638 Lt. pro Einwohner. Klaipeda soll aber genau dieselben Probleme lösen wie andere Regionen und Städte, die von der sozialistischen Wirtschaft zur freien Marktwirtschaft übergehen. Das Hauptproblem ist neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Zahl der Arbeitenden ist seit 1993 auf 40 Prozent gesenkt. In den Industriebetrieben senkt die weiter. Genau wie überall in Litauen ist die Ursache der Senkung auch bei uns der rasche Übergang der menschlichen und finanziellen Mittel vom Bereich der Produktion zum Bereich der Bedienung. Außerdem wurden manche großen und viele kleinere Industriebetriebe geschlossen, und ihre Werktätigen wurden entlassen . Nach der Privatisierung haben die Hafenbetriebe viele Arbeiter entlassen. Nach der erfolglosen Privatisierung ( z.B. von „Jura“) wurden die Arbeiter nach bankrott entlassen, nach der erfolgreichen Privatisierung( z.B. Klasco, „Smelte“) wurden neue Technologien eingeführt, das Verladeprozess vervollkommnet, sie brauchten nicht mehr so viel Arbeitskraft.

Für die Industrie der Stadt Klaipeda ist das hohe Niveau der Produktivität typisch. Nach dem Produktionsumfang pro Industriearbeiter ist Klaipeda seit 1996 2-mal höher als die anderen großen Städte Litauens. Nach der Einschätzung von Wirtschaftsexperten wird in Klaipeda sogar ca. 90 Prozent vom Zuschlagwert im Bereich der Produktion und in der Distribution erreicht. Man hofft, dass die Industrie und der Transport auch weiter ihre Positionen in der allgemeinen Wirtschaftsstruktur der Stadt behalten. Das veranlassen nicht nur die gute geographische Lage von Klaipeda sondern auch das Angebot an der qualifizierten Arbeitskraft in diesem Bereich. In Klaipeda bleiben die traditionellen Industriezweige wie der Schiffbau und die Schiffsreparatur, Produktion von Lebensmitteln, Getränken, Möbeln. 1997 wurde die Industriefläche von 205 Hektar der freien Wirtschaftszone übergeben, deren Betriebe eine Ermäßigung für Gebühren und Zollsteuern bekamen. Man hat vor, in der freien Zone 3 Projekte zu verwirklichen, der Umfang von Investitionen sollte 76 Millionen Euro erreichen. Es werden 1500 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Präliminarien sind schon mit dem dänischen Betrieb für Elektronik und mit dem Erweiterungszentrum der Logistik, mit „Espersen“, der dänischen Gesellschaft für Fischverarbeitung unterzeichnet. Der Kern der Infrastruktur der freien Wirtschaftszone wird erst dann gegründet, wenn 3 ersten Projekte der freien Wirtschaftszone zu Ende sind – die Betriebe „Siemens“, „Espersen“ und „Philip Moris“.

Klaipeda ist heute die drittgrößte Stadt Litauens mit ca. 200 Tausend Einwohner. Es ist eine rasch wachsende Stadt, deren Dynamismus nicht nur seine Bedeutung im Staatsbudget und bei der Einziehung der Auslandsinvestitionen symbolisieren, sondern auch die Gründung des humanitären Zentrums, die Klaipedaer Universität wurde am 05.Oktober 1990 gegründet. Sie vereinigte die Hochschulen und das intellektuelle Potenzial, die im 8. Jahrzehnt in der Stadt entstanden waren. Man kann sich heute schwer vorstellen, dass Tilsit oder Insterburg und nicht Klaipeda vor 100 Jahren die wichtigsten Städte von diesem Teil Ostpreussens waren. Tilsit (jetzt Sowietsk) und Instenburg (jetzt Tscherniachovsk), mit je 42-43 Tausend Einwohnern haben ihre Bedeutung verloren. Klaipeda dagegen, das im Laufe der Geschichte lange eine Provinz war, fand Kräfte, um seine Kriegswunden zu heilen. Es wurde zu einer Stadt, ohne die heute die Zukunft Litauens kaum vorzustellen ist.